Weidehalter fordern Schutz vor dem Wolf

Medieninformation I 22.04.2021

Verbände demonstrieren anlässlich der Umweltministerkonferenz
Weidehalter fordern Schutz vor dem Wolf

„Der Wolf ist zurück. Wir tragen die Last!“ Diese alarmierende Botschaft überbringen heute Weidetierhalter aus acht Vereinen und Verbänden im Rahmen einer Demonstration vor dem Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt in Schwerin an die aktuell tagende Umweltministerkonferenz. Sie fordern ein klares politisches Bekenntnis zum Schutz von Nutztieren, Wildtieren und Menschen vor dem Wolf. Ein gemeinsames Positionspapier wurde zum symbolischen Zeitpunkt „Fünf vor Zwölf“ an den Vorsitzenden der Umweltministerkonferenz, Dr. Till Backhaus, übergeben. Es verdeutlicht, dass die Weidetierhaltung angesichts eines Wachstums des Wolfsbestandes von mehr als 30 % pro Jahr und einer Steigerung der Rissvorfälle um 120 % von 2019 zu 2020 in existentieller Gefahr ist.
Viele der demonstrierenden Weidetierhalter haben in den vergangenen Monaten selbst Wolfsrisse erlebt. „Grausam und schockierend“ sei es, die verletzten und getöteten Tiere vorzufinden, beschreibt Susanne Petersen, Vorsitzende des Landesschaf- und Ziegenzuchtverbandes und Chefin der Weideland Qualitz GbR. Ihre 400 Mutterschafe, 400 Jungschafe und 12 Angusrinder weiden auf rund 180 Hektar Grünland in 28 verschiedenen Parzellen. Viermal hat der Wolf bereits angegriffen und tragende Mutterschafe und einen Zuchtbock gerissen. „Der Zuchtbock lebte noch und die Vorstellung, dass er da bereits eine Weile so gelegen hat, mit aufgerissenem Bauch und herausquellenden Gedärmen war einfach schrecklich“, beschreibt Susanne Petersen. Die Weide war mit einem Zaun mit fünf stromführenden Litzen gesichert. „Sie waren eng gespannt, da war kein Durchkommen. Der Wolf muss den Zaun übersprungen haben“, so Susanne Petersen.
Allein in nächster Zeit plant sie auf circa 8000 Metern den Bau eines wolfsabweisenden Zaunes. Doch als größter Herdbuchzüchter Europas für Dorperschafe hat die Weideland Qualitz GbR stets rund 15 Herden auf unterschiedlichen Flächen draußen auf der Weide. „Man kann natürlich dort überall einen Zaun wie in einem Zoo errichten. Aber das können nicht wir als Betrieb“, sagt die Weidetierhalterin. „Wir sind keine Zaunbaufirma.“
Die zentralen Forderungen der Unterzeichner des gemeinsamen Positionspapiers konzentrieren sich daher klar auf die beiden Seiten des Konfliktes zwischen Wolf und Weidehaltung: Einerseits muss der Wolfsbestand – unter anderem durch die Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht und eine Anpassung der FFH-Richtlinie– reguliert werden. Andererseits müssen Aufwand und Kosten des Herdenschutzes finanziell angemessen unterstützt werden. Dazu bedarf es u.a. einer praxisnahen Anpassung des zumutbaren Herdenschutzes, einer Kostenübernahme für die Unterhaltskosten von Herdenschutzhunden und einer umfassenden Entschädigung bei Wolfrissen. Aus Sicht der Weidehalter müssen zudem Lösungsstrategien für den Verlust von Wildtieren durch aufgerüstete Zäune entwickelt werden.
Auch Susanne Petersen musste bereits im Zaun verendete und verletzte Hasen, Rehe, Schwäne oder Kraniche bergen. „Es ist jedes Mal schrecklich“, beschreibt sie. Die letzte Wolfsattacke auf ihre Herden, die erst drei Wochen zurückliegt, beunruhigt die Weidehalterin ebenfalls tief. Einer ihrer acht Herdenschutzhunde erlitt dabei Bisswunden im Gesicht. Für Susanne Petersen ist klar: „Sollte hier künftig ein Wolfsrudel angreifen, denken wir ans Aufgeben.“ „Die Rückkehr des Wolfes bedeutet für Weidetierhalter viele Probleme, erhebliche zusätzliche Arbeit und Kosten, Ängste und große emotionale Belastung“, fasst Jürgen Lückhoff vom Landesschaf- und Ziegenzuchtverband zusammen. „Gesellschaftliche Akzeptanz für den Wolf bedeutet auch ein gesellschaftliches Eintreten für vom Wolf verursachte Schäden“, spitzt Dr. Ingo Papstein, Aufsichtsratsvorsitzender der RinderAllianz zu. „Keiner zahlt einen zusätzlichen Wolfstaler, deshalb braucht es einen Ausgleich“, bringt es Dr. Manfred Leberecht, Vizepräsident Bauernverbandes, auf den Punkt.
Mit der Weidehaltung von Rindern, Schafen, Ziegen und Pferden ist eine artgerechte Haltungsform mit wertvollen Beiträgen zum Erhalt der Artenvielfalt, zu Klimaschutz und Landschaftspflege durch die gestiegene Wolfspopulation in Gefahr. „Wiederkäuer sind geniale Grasverwerter und Weidewiesen großartige Biotope“, beschreibt Susanne Petersen. Die Tiere sorgen für eine natürliche Düngung, schaffen damit Lebensraum für zahlreiche Insekten und einen gedeckten Tisch für Vögel und andere Tiere. Die Beweidung wirkt der Verbuschung der Landschaft entgegen und trägt durch eine möglichst geschlossene Grasbedeckung maßgeblich zur Kohlenstoffspeicherung im Boden bei. Weidetierhaltung ist ein schützenswertes Gesamtpaket – damit sie eine Zukunft hat, ist jetzt politisches Handeln gefragt.

Ansprechpartner:
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Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern
Trockener Weg 1b, 17034 Neubrandenburg
Tel.: 0395 4309212, E-Mail: schipke@bv-mv.de

Simone Witzel
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Biopark e.V., Tel. 03843 245030, E-Mail: witzel@biopark.de

Dr. Sabine Schmidt
Leiterin „Zucht Fleischrind“ MV
RinderAllianz, Tel. 03963 255933, E-Mail: sschmidt@rinderallianz.de

Stefanie Lanin
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bauernverband Mecklenburg Vorpommern
Trockener Weg 1b, 17034 Neubrandenburg
Tel.: 0395 4309228, E-Mail: lanin@bv-mv.de

Dr. Kathrin Naumann
Presseteam „Land schafft Verbindung“ MV
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Karoline Gehring
Geschäftsführerin
Pferdezuchtverband MV, Tel.: 0381 44033871
E-Mail: k.gehring@pferdezuchtverband-mv.de

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